Motivation und was das mit einem Jockey zu tun hat

Hallo zu einem meiner bisher eher seltenen  Newsletter.

Sind Kleinigkeiten auch hilfreich?

Es ist in den letzten Monaten wieder viel bei mir passiert. Ich durfte unter anderem lernen, was genau es bedeutet, Licht am Ende des Tunnels zu sehen, Hilfe zu erbitten und zu erhalten und für schwere Stunden „Strike“-Momente geschenkt zu bekommen. Oft sind das von außen betrachtet nur Kleinigkeiten gewesen, die für mich im Innen so unendlich wertvoll waren.

Vielleicht ist es ja anders herum auch der Fall. Das, was ich als Kleinigkeiten, gelegentlich Banalitäten erachte, ist für einen anderen Menschen wertvoll und hilfreich. Deshalb habe ich beschlossen, Ihnen künftig öfter Texte mit  Kleinigkeiten zu schicken. Bestimmt ist doch die eine oder andere Inspiration für Sie dabei.

Nach einer Krebsdiagnose am 23.12.2015 und Therapie sowie Reha in 2016 bin ich Mitte Oktober 2016 mit meiner Praxis wieder gestartet und stelle einmal mehr fest, wie unbändig ich mich über die Erfolge meiner „kleinen“ und „großen“ Klienten freue – wenn sie genau die Erfolge feiern, die vorher nicht möglich schienen.

Genau dafür bin ich im Leben angetreten, genau dafür stehe ich, das ist meine Motivation. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass ich noch lebe und wieder gesund und fit bin, auch wenn ich jetzt völlig anders aussehe als vor der Therapie.

Motivation – warum und wofür?

Herrmann Scherer, dessen Buch „Fokus“ ich gerade lese, schreibt für mein Empfinden sehr aufrüttelnd: „Ich glaube, es gibt auf der Welt keine einzige Grenze, die wir nicht selbst gesetzt haben. Alle Grenzen wurden von uns selbst erschaffen. Die Grenzen zwischen Ländern, Kulturen, allem anderen UND DIE IN UNSEREM KOPF. […] Ich möchte die Frage aufwerfen, ob Sie Ihre Grenzen im Kopf immer sinnvoll gezogen haben. Es könnte doch sein, dass es sinnvollere und besser funktionierende Möglichkeiten gibt, Grenzen zu ziehen. Denn viele unserer Grenzen beschränken unser Leben. Sie schränken es ein, machen es klein, durchschnittlich und mittelmäßig. […] Stehen Sie auf und erinnern Sie sich, wofür Sie angetreten sind!“ (Quelle: Herrmann Scherer in seinem Buch „Fokus“)

Nun, für uns als Erwachsene ist das sicher einfacher umzusetzen, als für unsere Kinder, wenn auch nicht immer.  Aber warum ist das so? Warum mangelt es immer wieder Kindern an der Motivation, beispielsweise für die Schule etwas zu tun?

Ich denke, hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wobei ich jetzt nur mal die für mich in diesem Moment offensichtlichen anführe. Sie selbst kennen sicher noch viele weitere.

  • Ziele oder das „Wofür“ – Wenn ich nicht weiß, was mein Ziel ist, wie sollte ich dann den Weg dahin finden? Wofür also ist dieses oder jenes notwendig zu lernen, zu können oder zu tun? Hierbei geht es speziell bei Kindern nicht vorrangig um aus Erwachsenensicht realistische Ziele, sondern um die Ziele, die in der Wahrnehmung der Kinder richtig sind. Welche Träume haben unsere Kinder und was wäre notwendig, sie zu realisieren? Welche einzelnen Zwischenziele sind sinnvoll, damit zwischendurch auch Erfolgserlebnisse den weiteren Weg ebnen und für weitere Motivation sorgen?
  • Das „Wozu“ – Immer wieder mal habe ich Schüler in meiner Praxis, die mir erzählen, dass sie gar nicht wissen, wozu sie bestimmte Dinge in der Schule lernen. Ich empfehle dann sehr oft, die jeweiligen Lehrer dazu zu befragen. Ich denke nämlich, dass Lehrer durchaus Antworten auf das „Wozu“ geben können. Wenn sie gefragt werden, können sie sicher das einzelne Thema in einen Gesamtkontext stellen – quasi das big picture darstellen. Zusätzlich kann man auch noch Fachleute zum jeweiligen Themengebiet finden und befragen. Das Branchenbuch beispielsweise bietet eine Fülle an Fachleuten, von denen sich sicher der ein oder andere darüber freut, Fragen zu beantworten, die ihm vielleicht auch noch nie gestellt wurden. Die Antworten darauf sind geeignet, Interesse am Schulstoff zu entwickeln, dadurch die Motivation finden und sich mit dem Stoff näher zu beschäftigen. Dabei kann man durchaus Spannendes entdecken und im Endeffekt auch noch Spaß haben.

Und was hat das mit einem Jockey zu tun?

Ein Beispiel: Wenn ein Kind den Traum hat, Jockey zu werden – Sie wissen schon, die kleinen drahtigen Reiter bei Pferderennen – und der Ansicht ist, dafür weder Mathe, Deutsch noch Fremdsprachen oder Naturwissenschaften zu brauchen. Dann wissen wir Erwachsene natürlich, dass diese Ansicht Unsinn ist. In der Wahrnehmung des Kindes ist es das aber nicht, denn der Jockey reitet doch nur das Pferd, will mit dem Pferd Sieger eines Rennens sein und vielleicht berühmt. Welche Fähigkeiten und welches Können für diesen Traum noch notwendig sind, außer gut reiten zu können, weiß das Kind noch nicht. Statt nun als Eltern das Kind missionieren zu wollen, ist es vielleicht zielführender, wenn sich das Kind direkt mit einem Jockey unterhält. Dann wäre es vielleicht überrascht, dass dieser sehr viel Ähnliches sagt, wie die eigenen Eltern. Vom Fachmann aber würde das Kind diese Informationen sicher eher annehmen und für seine Lernmotivation nutzen. Zudem bekommt das „Problem“ der fehlenden Lernmotivation dadurch viel weniger Aufmerksamkeit. Die Energie ist so viel effizienter in die kreative Lösung hin zur Neugier und dem Spaß am Lernen investiert.

Ich freue mich darauf, von Ihnen eine kurze Rückmeldung zu bekommen, ob für Sie diese kleinen Gedanken hilfreich waren, oder sowieso schon bekannt.

Auch Themen rund ums Lernen, zu denen Sie Antworten suchen, interessieren mich, denn vielleicht habe ich ja die eine oder andere Variante einer Antwort. Also bitte schreiben Sie mir.

Herzliche Grüße

Ihre Victoria Stübner