Motivation und was das mit einem Jockey zu tun hat

Herrmann Scherer, dessen Buch „Fokus“ ich vor einer Weile las, schreibt für mein Empfinden sehr aufrüttelnd: „Ich glaube, es gibt auf der Welt keine einzige Grenze, die wir nicht selbst gesetzt haben. Alle Grenzen wurden von uns selbst erschaffen. Die Grenzen zwischen Ländern, Kulturen, allem anderen UND DIE IN UNSEREM KOPF. […] Ich möchte die Frage aufwerfen, ob Sie Ihre Grenzen im Kopf immer sinnvoll gezogen haben. Es könnte doch sein, dass es sinnvollere und besser funktionierende Möglichkeiten gibt, Grenzen zu ziehen. Denn viele unserer Grenzen beschränken unser Leben. Sie schränken es ein, machen es klein, durchschnittlich und mittelmäßig. […] Stehen Sie auf und erinnern Sie sich, wofür Sie angetreten sind!“ (Quelle: Herrmann Scherer in seinem Buch „Fokus“)

Nun, für uns als Erwachsene ist das sicher einfacher umzusetzen, als für ganz junge Menschen, wenn auch nicht immer.

Aber warum ist das so? Warum mangelt es immer wieder Jugendlichen an der Motivation, beispielsweise für die Schule etwas zu tun?

Ich denke, hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wobei ich jetzt nur die für mich in diesem Moment offensichtlichen anführe. Sie selbst kennen sicher noch viele weitere.

Ziele oder das „Wofür“ – Wenn ich nicht weiß, was mein Ziel ist, wie sollte ich dann den Weg dahin finden? Wofür also ist dieses oder jenes notwendig zu lernen, zu können oder zu tun?

Hierbei geht es speziell bei Kindern nicht vorrangig um – aus Erwachsenensicht – realistische Ziele, sondern um die Ziele, die in der Wahrnehmung der Kinder richtig sind. Welche Träume haben unsere Kinder und was wäre notwendig, sie zu realisieren? Welche einzelnen Zwischenziele sind sinnvoll, damit zwischendurch auch Erfolgserlebnisse den weiteren Weg ebnen und für weitere Motivation sorgen?

Das „Wofür“ – Immer wieder mal habe ich Jugendliche in meiner Praxis, die mir erzählen, dass sie gar nicht wissen, wozu sie bestimmte Dinge in der Schule lernen. Ich empfehle dann sehr oft, die jeweiligen Lehrer und Ausbilder dazu zu befragen. Ich denke nämlich, dass Lehrer und noch viel eher Ausbilder durchaus Antworten auf das „Wofür“ geben können. Wenn sie gefragt werden, können sie sicher das einzelne Thema in einen Gesamtkontext stellen – quasi das big picture darstellen.

Zusätzlich kann man auch noch Fachleute zum jeweiligen Themengebiet finden und befragen. Das ausbildende Unternehmen beispielsweise bietet eine Fülle an Fachleuten, von denen sich sicher der/ die eine oder andere darüber freut, Fragen zu beantworten, die ihm oder ihr vielleicht auch noch nie gestellt wurden. Die Antworten darauf sind geeignet, Interesse am Schul- und Ausbildungsstoff zu entwickeln, dadurch die Motivation finden und sich mit dem Stoff näher zu beschäftigen. Dabei kann man durchaus Spannendes entdecken und im Endeffekt auch noch Spaß haben.

Und was hat das mit einem Jockey zu tun?

Ein Beispiel: Wenn ein Kind den Traum hat, Jockey zu werden – Sie wissen schon, die kleinen drahtigen Reiter bei Pferderennen – und der Ansicht ist, dafür weder Mathe, Deutsch noch Fremdsprachen oder Naturwissenschaften zu brauchen. Dann wissen wir Erwachsene natürlich, dass diese Ansicht Unsinn ist.

In der Wahrnehmung des Kindes ist es das aber nicht, denn der Jockey reitet doch nur das Pferd, will mit dem Pferd Sieger eines Rennens sein und vielleicht berühmt. Welche Fähigkeiten und welches Können für diesen Traum noch notwendig sind, außer gut reiten zu können, weiß das Kind noch nicht.

Statt nun als Eltern das Kind missionieren zu wollen, ist es vielleicht zielführender, wenn sich das Kind direkt mit einem Jockey unterhält. Dann wäre es vielleicht überrascht, dass dieser sehr viel Ähnliches sagt, wie die eigenen Eltern.

Vom Fachmann aber würde das Kind diese Informationen sicher eher annehmen und für seine Lernmotivation nutzen. Zudem bekommt das „Problem“ der fehlenden Lernmotivation dadurch viel weniger Aufmerksamkeit.

Die Energie ist so viel effizienter in die kreative Lösung hin zur Neugier und dem Spaß am Lernen investiert.