Beispiele meiner Arbeit Teil 2

Anhand von Beispielen aus meiner Praxis gebe ich Einblicke in meine Arbeit.

Damit möchte ich Ihre Wahrnehmung für ungewöhnliche Lösungen öffnen.

Und weiter geht’s heute mit L., einer Lehramtsstudentin, die mich im März 2019 aufgesucht hatte. Ihre Examensprüfungen standen unmittelbar bevor. L. litt unter großer Prüfungsangst und Blackouts. Sie kommt aus einem sehr anspruchsvollen und leistungsorientierten Elternhaus. Nur Bestleistungen waren etwas wert.

L. war immer sehr fleißig beim Lernen und hat hier sehr viel Zeit investiert. Zudem war sie auch leidenschaftliche Musikerin, die fleißig übte. Jedoch empfand sie sich im entscheidenden Moment immer als unzulänglich und konnte unter diesem Vorzeichen nie die Leistung zeigen, zu der sie eigentlich fähig war.

Beide Themen, Studium und Musik standen für L. immer für immensen Fleiß aber leider nur mäßigem Erfolg – sehr schade.

L. und ich testeten die Themen Prüfungsangst und Blackouts aber auch Perfektionismus – Ihre Kernthemen. Wie zu erwarten, reagierte ihr Körper auf die Themen mit sehr starkem Stress wohingegen das Lernen an sich überhaupt nicht stressbesetzt war. L.s Stress zeigte sich auf drei Entwicklungsstufen: Fisch – steht für das Urvertrauen, Amphibie – repräsentiert Schutz und Neugier und Urmensch – steht für Selbstwert und Identität.

Die Übungen zu den drei Entwicklungsstufen sollten L. helfen, die jeweiligen Kompetenzen einzuüben. Ich zeigte ihr also die Fischwiege. Dabei sollte sie sich im Stehen selbst umarmen und sachte um die eigene Körperachse drehend wiegen. Hier geht es um das „Einfach nur da sein, ist genug“, das wir Menschen als Grundlage jeden Verhaltens brauchen. Dann übten wir das Schutz- und Neugierverhalten der Schildkröte, indem wir erst kräftig die Schultern hochzogen und den Kopf einzogen. Danach durfte die Schuldkröte wieder neugierig den Hals ganz lang machen und den Kopf langsam und neugierig erst zur einen und dann zur anderen Seite drehen. Das Labyrinth (nicht Irrgarten!) als Symbol des Urmenschen aber auch als urweibliches Symbol gab ich L. als nächste Übung. Dafür habe ich auf dem Boden meiner Praxis ein Labyrinth mit den Ausmaßen 3,60 m auf 2,40 m zu liegen, das L. nachlaufen konnte – hinein in die Mitte und dann wieder hinaus. Das Labyrinth mit seinem zyklischen Weg in die Mitte zeigt uns den Weg in unser Inneres, in unsere Mitte. Dabei ist es manchmal verwirrend, dass der Weg nicht wie bei einer Spirale fortschreitend nach innen verläuft. Im Labyrinth führt uns der Weg nach innen und auch wieder nach außen, bis er plötzlich in der Mitte endet. Sind wir am Ende des Weges angekommen, sind wir auch im Kern unseres Selbst angekommen. Hier finden wir unsere Antworten auf alle unsere Fragen, insbesondere zu unserer Identität und unserem Wert.

Der Abschlusstest zeigte bei L. nun keine Stressreaktionen mehr auf die Themen Prüfungsangst, Blackout und Perfektionismus. Zum Abschluss gab ich L. noch ein paar Tipps für eine effizientere Prüfungsvorbereitung, die das Ausmaß ihres Lernens auf ein erträgliches Maß reduzieren sollten.

Einen Monat nach unserer einzigen Sitzung schrieb L. mir per E-Mail; „… Ich wollte mich nur kurz bei Ihnen melden, um zu erzählen, dass meine Prüfungen bis jetzt alle ganz prima verlaufen sind und ich super gut durch die Prüfungszeit komme!! Vielen herzlichen Dank nochmal für Ihre Hilfe!“

Eine weitere Sitzung war für L. nicht notwendig, haben ihr also weiteren Zeit- und Kostenaufwand eingespart. Ich bin mega stolz auf die junge Frau, dass sie jetzt endlich die ihr zustehenden Erfolge einfahren konnte, die sie sich mit ihrem Fleiß wahrlich verdient hat, und mit ein wenig Mut, sich auf die Arbeit mit mir einzulassen.